50 Jahre Naturschutzgebiet Kaisergebirge

Im Rahmen der Festveranstaltung wurde am Samstag, dem 14. September 2013, im Rathaussaal Kufstein die Festschrift "50 Jahre Naturschutzgebiet Kaisergebirge" vorgestellt.  Dr. Ernst Fleischhacker hat dazu den Beitrag "Trinkwasserressource Kaisergebirge" geschrieben:
Das Kaisergebirge gehört zu den ressourcenwirtschaftlichen Schätzen Tirols. Neben dem alpinen Tourismus und der traditionellen Alm- und Forstwirtschaft findet sich in diesem Gebirgsmassiv eines der bedeutsamsten Wasservorkommen Tirols. Schüttungsstarke Quellen wie zum Beispiel die Hofinger Quelle, welche die Stadt Kufstein seit dem Jahre 1893 mit Trinkwasser versorgt, interessante Bachläufe wie der Kaisertalbach oder kleine Gebirgsseen wie der Hintersteiner See sind verschiedene Ausprägungen dieses Wasservorkommens.
In meiner langjährigen Beschäftigung mit den Tiroler Wasserressourcen ist mir immer wieder das Wasserregime des Kaisergebirges ins Auge gefallen und motivierte unter anderem auch mich, aufbauend auf vielen vorhandenen Grundlagen und Studien im Rahmen meiner Möglichkeiten Projekte zu initiieren und diese mit Freunden, Kollegen und Mitarbeitern aus Forschung, Verwaltung und der Wasser Tirol zu bearbeiten. Dr. Völkl von der ehemaligen Bundesanstalt für Karsthydrologie in Wien führte in den 1970er und 1980er Jahren spektakuläre Wasserfärbeversuche(Traceruntersuchungen) im Kaisergebirge mit Helfern aus der Region durch. Die Untersuchungen lieferten wichtige Hinweise auf die Existenz unterirdischer Wasserläufe und auf großräumige Einzugsgebiete einzelner Quellen und des Hintersteinersees. Eine genauere unterirdische Abgrenzung der Einzugsgebiete für die Quellaustritte sowie Aussagen zur Wasserqualität und vor allem zur Verletzlichkeit (Vulnerabilität) des Wasserregimes gehen aus diesen Untersuchungen nicht hervor.  In weiterer Folge haben wir anhand einer umfassenden Systemanalyse den Blick auf das gesamte oberirdische und unterirdische Wasserregime gerichtet. 
Das in das Kaisergebirge einsickernde Niederschlagswasser legt bemerkenswerte Wege zurück. Es verschwindet zum Teil in großen, an der Oberfläche sichtbaren Trichtern und kommt z.B. im Bereich der Hintersteinerseequellen zeitweise unter Pfeifen, Dösen und Dröhnen aus dem Berg in Form von Karstquellen hervor. Diese mystischen Wasserphänomene sind typisch für Karstwasservorkommen. Im Karst verweilt das Wasser oft nur kurz im Berg und fließt mitunter sehr schnell durch die sich im Berginnern befindlichen Felsklüfte (Karstschlote) komplexen Gänge und Höhlensysteme, bevor es wieder an die Oberfläche kommt. Karstquellen können dabei sehr große Schüttungen aufweisen. Im Jahr 2002 haben wir –aus Anlass der Untersuchung des Hintersteiner Sees für die TIWAG – die Spur Völkls wiederaufgenommen und weitere Untersuchungen zum Wasserhaushalt im Kaisergebirge vorgenommen. In der Folge haben wir dann im Rahmen eines national-geförderten Forschungsprojektes das Wasservorkommen auf dessen Vulnerabilität untersucht. Das Ergebnis war, dass es im Einzugsgebiet sehr viele Einflussfaktoren, wie zum Beispiel Beweidung, Düngung, Abwasser aus Hütten, Fahrwege etc. gibt. Der Schutz des Trinkwasservorkommens war und ist daher nicht einfach und verlangt viel Fingerspitzengefühl aller Beteiligten–insbesondere bei der Findung von zeitgemäßen Lösungen, welche das verträgliche Nebeneinander von Ressourcenschutz, Land-und Forstwirtschaft und dem Tourismus ermöglicht.

Es wird wohl weiterhin ein spannender Prozess bleiben, einen effizienten – über das gesamte Einzugsgebiet der großen Quellen gehenden – Schutz des „Kaiserwassers“ aufzubauen, um diese wertvollen Wässer in intaktem Zustand unserer Nachwelt zu überlassen. Den ökologisch-ökonomisch und sozial ausgewogenen Umgang mit unseren Ressourcen fassen wir mit dem gewichtigen Wort "Nachhaltigkeit" zusammen. Diese in allen ressourcenwirtschaftlichen Situationen herzustellen, ist die Arbeitsphilosophieder Wasser Tirol und mein persönliches Anliegen. Die Erfüllung der Bitte von Herrn Konrad um einen Beitrag für seine Festschrift war eine ehrenvolle Aufgabe.

Innsbruck im Juli 2013


Dr. Ernst Fleischhacker
Wasser Tirol - Geschäftsführer

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[1]z.B. LEUCHS (1925); AMPFERER(1925, 1933); HEISSEL (1951), ENICHLMAYR(1977), WALLNER(1979), WANKER(1990), ZERBES& OTT(2000), ZERBES(2001),PAVLIKet al. (2006),REITNER(2005, 2007)[2]E. FLEISCHHACKER, G.HEISSEL, W.MADL,W.MOSTLER, E. WERTHMANN, KOSTRUCH, S. STRASSER, F. FRANZOI, C. HANSEN, I. RAICH, R. MAIR[3]E. FLEISCHHACKER, R. EBENBICHLER, H. PLIESSNIG, R.BENISCHKE,W. EDERER, T. HARUM, B. KODRÉ, G. MOSER, G. ORTNER, G. PEVNY, CH. RUCH, P. SACCON, P. SKRITEK, H. STADLER, K. WOLETZ