Photovoltaik-Freiflächenpotenzial in Tirol

Strom wird zukünftig der wichtigste Energieträger im Tiroler Energiesystem sein. Die Energiestrategie Tirols verweist darauf, dass im Jahr 2050 rund 45% des Endenergiebedarfs in Tirol durch Strom gedeckt werden wird. Insgesamt wird dann eine Stromerzeugung in Höhe von rund 13.800 GWh Strom pro Jahr benötigt. Aus Wasserkraft sollen rund 9.450 GWh pro Jahr bereitgestellt werden.

Doch woher soll der weitere benötigte Strom stammen?

Tirol verfügt über große solare Einstrahlungsmengen, die mittels Photovoltaik-Modulen genutzt werden können. Das Photovoltaik-Potenzial ist entsprechend groß. Für die Stromerzeugung eignen sich vorrangig Gebäudedächer – optimalerweise mit einer möglichst hohen Stromeigenverwertung in den jeweiligen Gebäuden. Die Energie-Zielszenarien-Studie, aus der die Energiestrategie Tirols abgeleitet wurde, belegt, dass sich bei möglichst vollständiger Nutzung der Dachflächen in Tirol eine Stromerzeugung in Höhe von rund 3.300 GWh pro Jahr erzielen lässt. Das Windkraftpotenzial wurde auf rund 250 GWh pro Jahr, die Erzeugung mittels Kraftwärmekopplungsanlagen auf rund 220 GWh pro Jahr beziffert.

Photovoltaik-Freiflächenanlagen unbedingt notwendig

Da keine weiteren bedeutenden Stromerzeugungspotenziale in Tirol bestehen, kann die verbleibende notwendige Strommenge in Höhe von rund 560 GWh pro Jahr nur über Photovoltaikanlagen erzeugt werden, die nicht auf Dachflächen, sondern als Freiflächen-Anlagen montiert sind.

Wo und wie dies aussehen soll, wurde bisher noch nicht untersucht. Die Wasser Tirol erhielt daher vom Land Tirol den Auftrag, mögliche Systeme zusammenzutragen, in Frage kommende Gebiete zur Installation von Anlagen unter Berücksichtigung diverser Interessen und unter Hinzuziehung verschiedener Fachabteilungen des Landes auszuweisen sowie mögliche erzielbare Stromerträge zu beziffern.

Flächenhafte Potenzialausweisung in Kooperation mit diversen Landesabteilungen

In enger Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen des Landes sowie der Wildbach- und Lawinenverbauung wurden so unter Federführung der Abteilung Raumordnung und Statistik potenzielle Photovoltaik-Freiflächen GIS-gestützt ausgewiesen. Nach erfolgter Eignungseinstufung verbleiben rund 30 % der Landesfläche, die als potenziell nutzbare Flächen oder Flächen mit Einzelfallprüfung angesehen werden. Auf Basis des Solarkatasters wurden anschließend deren PV-Potenziale analysiert.

Erkanntes Potenzial im Einklang mit der Tiroler Energiestrategie

Nach dem Bottom-Up-Prinzip wurde für infrastrukturell vorbelastete Freiflächen – ohne Flächen der Kategorie „Einzelfallprüfung“ – das Photovoltaikpotenzial in Tirol ermittelt. Für bereits versiegelte sowie infrastrukturell vorbelastete Freiflächen wurde das theoretisch nutzbare technische Potenzial auf rund 730 GWh pro Jahr beziffert. Damit liegt das Potenzial über dem angestrebten Stromertrag aus Photovoltaik-Freiflächenanlagen gemäß Tiroler Energiestrategie.

Die größten Potenziale liegen mit rund 283 GWh/a in der Einhausung bzw. Überdachung von Großparkplätzen sowie von übergeordneten Fahrbahnen (Autobahnen und Schnellstraßen) mit rund 246 GWh/a. Durch die Nutzung von Verkehrsrandflächen könnten weitere rund 91 GWh/a Strom gewonnen werden. Durch die Installation von Anlagen auf nicht mehr in Befüllung befindlichen Deponien könnten rund 56 GWh/a erzeugt werden, bei Nutzung von bestehenden Lärmschutzwänden sowie Flächen auf Kläranlagen und Brücken weitere rund 50 GWh/a.

Die tatsächliche Nutzbarkeit muss aber in jedem Einzelfall überprüft werden, da sich in der Praxis unvorhergesehene Ausschlussgründe ergeben können.

Potenziale vor allem bei Großparkplätzen und Deponien

Da die Errichtung und der Betrieb von Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen im Vergleich zu Aufdach-Anlagen technisch relativ aufwändig, meist wesentlich teurer und somit weniger wirtschaftlich ist und sich diese Anlagen oftmals weit entfernt von Stromabnehmern und / oder Einspeisestellen ins Stromnetz befinden, ergeben sich oft hohe technische und wirtschaftliche Herausforderungen. Laut Energielandesrat LHStv. Josef Geisler strebt das Land Tirol daher an, in einem ersten Schritt vor allem den Ausbau von Freiflächen-Photovoltaikanlagen auf Großparkplätzen sowie auf Deponiegeländen voranzutreiben.

Flächenkategorisierung Tirol – nutzbare Flächen, Flächen mit Einzelfallprüfung und Ausschlussflächen.

Potenziell PV-nutzbare Freiflächen in Tirol mit genügend hoher solarer Einstrahlung.

Photovoltaik-Freiflächenanlage Assling. (Quelle: ewa.at)

Photovoltaik-Überdachung eines Groß-Parkplatzes. (Quelle: energieatlas.bayern.de)

Überdachung der Kläranlage Chur. (Quelle: ibc-chur.ch)

Photovoltaik-Anlage auf der Deponie Balvese. (Quelle: goldbecksolar.com)

Photovoltaik-Freiflächenanlage Assling. (Quelle: ewa.at)