Erdwärme - 2. Bohrpersonalschulung

Am 26.01.2018 fanden sich im Veranstaltungsraum der Wirtschaftskammer Tirol in der Bezirksstelle in Kufstein Mitarbeiter von Bohrfirmen und beratenden Planungsbüros ein, um an der Schulung „Erdwärmesonden in Tirol - Bohrpersonalschulung 2018“ teilzunehmen.

Anlass der zweiten Veranstaltung dieser Art ist der Leitfaden „Bau und Betrieb von Erdwärmesonden in Tirol“. Jener Leitfaden hat zum Ziel, größtmögliche Qualität und Nachvollziehbarkeit bei der Errichtung von Erdwärmesonden zu gewährleisten, um diese Technologie, welcher auf dem Weg zur Energieautonomie Tirols eine wichtige Rolle zukommt, bestmöglich zu fördern. Hierzu zeigten sich der Dialog und die Abstimmung mit den ausführenden Bohrfirmen als von vorrangigster Wichtigkeit.

Schon beim einführenden Vortrag, bei dem sich der Geschäftsführer der Wasser Tirol - Wasserdienstleistungs-GmbH DI Rupert Ebenbichler und sein Mitarbeiter Daniel Jakob, M.Sc. ergänzten, zeigte sich der interaktive Charakter, der diese Veranstaltung prägen sollte. Um die an sich recht trockene Thematik des EWS-Leitfadens aufzulockern, wurden die Teilnehmer bei bestimmten Punkten um ihre Eindrücke aus der Praxis gefragt und waren auch sonst stets dazu angehalten, ihre Meinung zu kommunizieren. Denn ein solcher Leitfaden ist natürlich kein festes Gebilde, sondern eher ein dynamisches Ganzes, dessen Einzelteile dem Stand der Technik, der Gesetzeslage und der praktischen Umsetzung angepasst werden müssen. Und vor allem dazu hätten sich hier alle versammelt, wie die beiden Vortragenden nicht müde wurden zu betonen.

Nachfolgend beleuchteten Mag. Petra Nittel-Gärtner und Mag. Thomas Figl von der Landesgeologie des Amts der Tiroler Landesregierung das Thema Erdwärmesonden aus ihrer Sicht. Dabei stand zunächst ein allgemeiner Überblick der Geologie Tirols im Fokus, wonach auf zwei der zentralen Gefahren bei der Errichtung von Erdwärmesonden genauer eingegangen wurde: Die mögliche Verbindung verschiedener Grundwasserstockwerke, insbesondere artesisch gespannter, welche es zu vermeiden gilt, sowie die Gefährdung, welche von nicht verzeichneten Tunneln und Stollen ausgeht. Tunnel und modernere Stollen seien zwar meist bekannt, es gebe auch lokal Gefahrengebietsausweisungen. Die Problematik liege daher eher bei älteren, z. T. mittelalterlichen Bergbauen, deren Stollen nicht kartiert wurden und deren Portale längst verschüttet sind. Hier sei besondere Vorsicht geboten, um längere Stehzeiten beim Bohrvorgang und größere Austritte von Spülungs- und Verpressmaterial zu vermeiden.

Der Geologe Mag. Wolfgang Gadermayr, Geschäftsführer der geo² Ziviltechniker Ges. m. b. H. mit Sitz in Hallein/Salzburg, berichtete aus seiner langjährigen Erfahrung u. a. im Bereich Standortberatung, Bewilligung und Bauaufsicht bei Erdwärmesonden in Theorie und Praxis. In seinem mehrteiligen Vortrag ging Gadermayr zunächst auf Grundlagen im Bereich Geologie ein, bevor speziellere Problematiken zur Sprache kamen. Er referierte über die Gefahren bei der Durchörterung von Anhydrit, wobei es wegen Wasserzutritt, Umwandlung und Ausdehnung des Gesteins zu massiven Problemen kommen kann – wie in Staufen im Breisgau geschehen. Um auftretende Probleme möglichst früh zu erkennen, bestmöglich einzudämmen und zu dokumentieren, sei die Führung eines Bohrtagebuches ausgesprochen wichtig. Eine weitere wichtige Voraussetzung dabei sei vor allem die korrekte Ansprache des Bohrgutes, weswegen der Fokus des ersten Vortrages darauf gerichtet wurde.

Zu dieser Thematik fand ein Test statt, bei dem alle Teilnehmer fünf typische Bohrgutproben interpretieren sollten. Dies trug in jedem Falle zur Auflockerung bei und sämtliche Teilnehmer füllten mit erstaunlichem Enthusiasmus den Test aus.

Nachfolgend sprach Herr Gadermayr über die korrekte Abdichtung von Bohrungen und gab mehrere anschauliche Beispiele für Extremfälle. Im Wesentlichen liefen seine Ausführungen darauf hinaus, jene Punkte zu erläutern, welche der Nutzung von Erdwärmesonden im Rahmen der Erreichung der Tiroler Energieautonomie 2050 am abträglichsten sind: lange Stehzeiten, Fehler bei Ausführung und Betrieb, unzufriedene Nutzer.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen fand der letzte Vortrag des Tages statt, welcher von Tobias Müller von der Firma HDG Umwelttechnik GmbH gehalten wurde. Im Zuge dessen stellte er zunächst kurz die Firma vor, wonach er eine Vielzahl an Leistungen und Produkten mit viel Anschauungsmaterial und Enthusiasmus erläuterte. Auch ihm war dabei die Interaktion mit den Teilnehmern sehr wichtig, denn: Letztlich sitzen wir doch alle in einem Boot, weswegen eine gemeinsame Qualitätssicherung unerlässlich ist, um auch in Zukunft weiter in diesem Bereich tätig sein zu können.

Nach einer anschließenden Diskussion und Schlussworten von Daniel Jakob und Rupert Ebenbichler wurden den Vortragenden kleine Präsente ausgehändigt und die Teilnehmer mit ihren Teilnahmebestätigungen und weiterführenden Informationsmaterialien ausgestattet.

Alles in allem wurde diese informative, interaktive und kurzweilige Veranstaltung von allen Anwesenden ausgesprochen positiv beurteilt, weswegen man sich sicher sein kann, dass die Tagesziele erreicht wurden und die nächste Bohrpersonalschulung im Frühjahr 2019 ebenfalls gut besucht sein wird.

DI Rupert Ebenbichler, Daniel Jakob M.Sc.

Mag Thomas Figl, Mag. Petra Nittel-Gärtner

Mag. Wolfgang Gadermayr